Ernst Lehmann will nicht ständig darüber nachdenken, wann er sterben wird.

Ja, es gibt verschiedene Stadien. Auf die Frage, wie ich mit dem Tod umgegangen bin: Darf ich eine kleine Episode erzählen? Mein Sohn wohnt im Ausland und den besuchen wir jedes Jahr. Und nach den ganzen Ratschlägen, die man bekommt: "Kommt ja gesund wieder", und, "Gebt acht", hat dann meine Frau zu mir gesagt: "Weißt Du was? Das belastet mich gar nicht. Wenn das Flugzeug abstürzt, dann halte ich Dich und dann haben wir alles hinter uns und dann sind wir unten und wir haben unser Leben gehabt."

Ich habe gemeint, ich höre nicht gut. Sie hat mir eigentlich signalisiert: Denk doch nicht immer an den Tod. Der kommt so oder so. Und wenn wir ihn miteinander haben, dann wäre das ja viel schöner, als wenn Du vorher gehst. Das schwebt natürlich mit: Ich bin die gefährdetere Person und sie hat immer Angst, deshalb soll ich mich auch immer untersuchen lassen. Ich selbst habe auch ein klein wenig das Empfinden: Wenn es so weit ist, dann soll es schnell gehen. Dann habe ich auch nicht mehr die Schmerzen durch meiner Arthrosekrankheit, dann bin ich von dem auch erlöst und dann habe ich es auch hinter mir.

Also, es sind Wechselwirkungen. Manchmal sagt man: Los, die Lebensqualität bleibt auf der Strecke, wenn Du ständig daran denkst, wann Schluss ist. Und auf der anderen Seite sind das Gedankengänge, die kann man nicht verdrängen. Aber die muss man halt dann kompensieren durch eine Hoffnung, dass es erträglich wird. Aber es ist gegenwärtig. Durch die Krankheit und durch das Dokumentieren, wie schnell der Körper zerstört werden kann. Das kommt immer wieder. Und da muss man halt wieder sagen: Man ist in Gottes Hand. Es ist leicht gesagt [lacht], aber nicht einfach.