Die Erfahrungen von Claudia Gross

Portrait Claudia Gross ist zum Zeitpunkt des Interviews 32 Jahre alt. Sie lebt in einer Partnerschaft und hat einen sechsjährigen Sohn. Beruflich fährt sie Taxi. Als bei Claudia Gross das seltene Sharp-Syndrom, eine Autoimmunerkrankung, diagnostiziert wurde, beantragte ihr Hausarzt für sie eine rheumatologische Reha. Diese wurde zunächst abgelehnt. Nachdem jedoch Widerspruch eingelegt wurde konnte sie nach einer Überbrückungszeit mit ambulanten Maßnahmen die stationäre Reha antreten.

Als Claudia Gross von ihrem Hausarzt direkt nach der Diagnosemitteilung erfuhr, dass er eine Reha für sie beantragen wollte, war sie zunächst überfordert und hielt eine Reha nicht für nötig. Als sich ihre Symptomatik jedoch verschlimmerte war sie froh darüber, dass ihr Hausarzt einen Widerspruch gegen die erste Ablehnung einlegte. Claudia Gross schildert, dass sie als nicht rehafähig eingeschätzt wurde und erst noch an ambulanten Maßnahmen zum Muskelaufbau teilnehmen musste, bevor sie die stationäre Reha antreten durfte. Im Prozess der Beantragung fühlte sich Claudia Gross von der Rentenversicherung abgefertigt und im Stich gelassen.

Claudia Gross erzählt, wie sie zu Beginn der Reha etwas „blauäugig“ davon ausgegangen sei, dass sie hinterher wieder so fit sein würde wie vor der Erkrankung. Während der Reha lernte sie mit Unterstützung der Therapeuten, die kleinen Fortschritte zu würdigen und sich mehr ihren Ressourcen zu widmen. Es beeindruckte sie, dass sich die Ärztin so viel Zeit für das ausführliche Erstgespräch nahm, sehr aufmerksam war und sie Wünsche für den Therapieplan äußern durfte. Außerdem nahm man Claudia Gross die Unsicherheit bezüglich ihrer Konzentrationsschwäche, wegen derer sie ihren Beruf nicht mehr ausüben konnte. Man erklärte ihr, dass die verminderte Konzentration auf ihre Medikation zurückzuführen sei.

Die stationäre Reha war für Claudia Gross der optimale Mittelweg zwischen Belastung und Erholung. Sie schildert, wie sie sehr ehrgeizig auch über das eigentliche Therapieprogramm hinaus in der MTT (Medizinische Trainingstherapie) trainierte und ihren Erfolg daran maß, wie weit sie auf einem Bergweg nach oben steigen konnte.

Claudia Gross hatte anfangs Mühe, in die Reha hineinzufinden, da sie Heimweh hatte und ihre Beschwerden zunächst durch das Üben schlimmer wurden. Bei ihren Mitpatienten fand sie wertvollen Austausch und Unterstützung. Ihr Heimweh wurde ab der zweiten Woche besser. Zur Mitte ihrer Aufenthaltszeit bekam sie Besuch von ihrem Mann und ihrem Kind.

In der Reha machte Claudia Gross große Fortschritte und kann nun ihren Alltag zuhause wieder besser bewältigen, auch wenn sie arbeitsunfähig entlassen wurde. Darüber hinaus hat sie neue Kraft und Motivation geschöpft und arbeitet weiterhin über das Nachsorge-Programm in der MTT an ihrer Muskelkraft, um auch beruflich wieder einsteigen zu können.

Im Nachhinein ist Claudia Gross sehr froh, dass ihr Hausarzt die Reha beantragt hat. Sie rät jedem Menschen, der den Willen zur Veränderung hat, eine Reha anzutreten. Allerdings warnt sie vor falschen Illusionen. Lieber sollte man ehrlich mit sich sein und seine Grenzen neu setzen, um von dem Reha-Programm wirklich profitieren zu können.

Das Interview wurde im Herbst 2014 geführt.