Die Erfahrungen von Florian Beck

Portrait Epilepsie unbekannter Ursache, komplex-fokale Anfälle, psychogene Anfälle, ungeklärte Anfälle. Florian Beck ist 22 Jahre alt. Seinen ersten Anfall hatte er im Alter von sechs Jahren. Lange Zeit war unklar, ob es sich bei den Anfällen um epileptische oder psychogene handelt. Zum Zeitpunkt des Interviews war Florian Beck zur Abklärung in einer Klinik. Aufgrund der Anfälle kann Florian Beck seinen Beruf im biotechnischen Bereich nicht mehr ausüben, möchte aber demnächst das Abitur nachholen und anschließend auf Lehramt studieren.

Florian Beck hat seit seinem siebten Lebensjahr Anfälle, die immer wieder für längere oder kürzere Zeiträume verschwanden, dann aber plötzlich wieder auftraten, ohne dass man hierfür bis heute eine Ursache ausmachen konnte. Auch verschiedenste Medikamente brachten keine langfristige Lösung. In all den Jahren gab es immer wieder unterschiedliche Einschätzungen durch die Ärzte, ob es sich nun um epileptische oder psychogene Anfälle handelte.

Florian Beck schildert, dass er verschiedene Arten von Anfällen hat, darunter sowohl Grandmal Anfälle, als auch kurze Verkrampfungen, manchmal bis zu 150 Stück am Tag, und komplex-fokale Anfälle in der Nacht. Auch nach einer Vielzahl von Klinikaufenthalten und Arztbesuchen ist bis heute unklar, warum sie nach langen anfallsfreien Phasen wieder auftreten. Die verschiedenen Medikamente waren für Florian Beck in der Vergangenheit mit einigen unangenehmen Nebenwirkungen verbunden, wie Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen.

Die Unklarheit, ob es sich bei den Anfällen um Epilepsie handelt oder nicht, erlebte Florian Beck oft als belastend, insbesondere auch deshalb, weil er dadurch das Gefühl hatte, seine Krankheit würde weniger ernst genommen. Kurze Zeit vor dem Interview hatten die Ärzte Florian Beck mitgeteilt, dass sie einen Teil seiner Anfälle als epileptisch einordnen konnten, bei einem anderen Teil der Anfälle ist es nach wie vor unklar, um was für Anfälle es sich handelt. Über die Diagnose Epilepsie für einen Teil seiner Anfälle ist er daher nun einerseits erleichtert, weil er weiß, was es ist und dass man etwas dagegen tun kann, andererseits findet er es aber auch schwierig zu wissen, dass da eine Krankheit ist, die nicht einfach wieder verschwindet.

Florian Beck schildert, dass er besonders Phasen mit häufigen Anfällen als sehr beängstigend erlebte und sich in diesen Zeiten eher zurückzog. Dank der Unterstützung seiner Freunde und Familie gelang es ihm jedoch immer wieder, diese zu bewältigen und nicht aufzugeben. Er findet es wichtig, trotz der Anfälle zu versuchen ein möglichst normales Leben zu führen und sich nicht zu sehr in seinem Alltag einschränken zu lassen, auch wenn dies nicht immer einfach ist. Er möchte der Krankheit so wenig Raum wie möglich geben, deshalb spricht er auch nicht viel darüber. Florian Beck hofft, dass die Ärzte herausfinden, was für Anfälle er hat und Wege finden, ihm langfristig zu helfen, so dass er sich seinem Wunsch widmen kann, Lehrer zu werden.

Das Interview wurde im Frühjahr 2012 geführt.

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