Die Erfahrungen von Irene Walter

Portrait rene Walter ist zum Zeitpunkt des Interviews 62 Jahre alt und in Rente. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und sieben Enkelkinder. Als bei ihr der Diabetes festgestellt wurde, war sie 42 Jahre alt. Die ersten Jahre hat sie Tabletten genommen. Da sich der Zuckerwert damit jedoch nicht senken ließ, spritzt sie nun schon seit mehr als zehn Jahren Insulin.

 

Der Diabetes von Irene Walter wurde zufällig entdeckt ( ), dabei zeigten sich schon vorher eindeutige Symptome, die sie selbst jedoch nicht ernst genommen hatte. Früher hatte Frau Walter sehr hohe Zuckerwerte, damals war sie häufig feuerrot im Gesicht, ihr war schwindlig und sie hatte Kopfschmerzen. Heute weiß sie, dass es besser ist, so früh wie möglich zum Arzt zu gehen und über die Symptome zu reden. Sie ist der Meinung, man solle sich nicht genieren, beim Arzt auch heikle Themen wie z.B. das Brennen und Jucken im Intimbereich anzusprechen, ein Symptom, das auf einen hohen Urinzucker hindeuten kann.

Nach der Diagnose im Krankenhaus wurde Frau Walter auf Insulin eingestellt. Außerdem bekam sie damals bis zu fünf Tabletten am Tag. Ihr früherer Hausarzt steigerte die Insulingabe bis zu hundert Einheiten am Tag. Da sie unzufrieden mit der steigenden Menge Insulin war, entschloss sie sich den Arzt zu wechseln. ( ) Ihre neue Ärztin, eine Internistin, war zu Beginn geschockt, wie viel Insulin Frau Walter täglich zu sich nahm und meinte, dass dies einer „Mastkur“ gleichkäme. Die Ärztin verordnete ein anderes Insulin und eine geringere Dosis, mit der es Irene Walter wesentlich besser geht als früher. Zwar hatte sie am Anfang Angst vor dem Spritzen, doch heute ist sie froh über ihre Entscheidung, denn das Spritzen von Insulin ist ihrer Meinung nach viel besser als die Tabletten. Sie findet, dass der Umgang mit dem Pen sehr einfach ist und freut sich darüber, dass man selbst steuern kann, wann und wie viel man spritzt.

Ihre Zuckerwerte werden alle sechs Wochen kontrolliert, und ihre Ärztin nimmt sich dabei sehr viel Zeit für Irene Walter. Sie erklärt ihr alles, wie z.B. eine Umstellung der Behandlung, sehr genau. Die Ärztin ist für Frau Walter die erste Ansprechperson, wenn sie Unterstützung mit dem Diabetes benötigt. ( ) Zwar weiß die Familie über die Krankheit bescheid, doch Irene Walter sagt, solange sie die Hände noch bewegen und sich selbst spritzen kann, braucht sie auch keine Unterstützung, da sie das alles selbst erledigen kann.

Ärztlicherseits wurde sie schon häufiger darauf hingewiesen, dass es besser sei, wenn sie abnehmen würde. Doch ein Bandscheibenvorfall und Schmerzen in der Hüfte hindern sie daran Sport zu treiben. Deshalb versucht sie wenigstens nicht zuzunehmen. Aufgrund der späten Diagnose des Diabetes sind bei ihr schon mehrere Folgeschäden des Diabetes aufgetreten. So wurden ihre Nieren geschädigt, sie hat einen grünen Star bekommen, hat in ihren Händen und Füßen Taubheitsgefühle und musste bereits schon mehrfach operiert werden. ( )

 

Das Interview wurde im Sommer 2010 geführt.

 

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