Komplementärmedizinische Behandlung

Einige unserer Interviewpartner*innen berichten, dass sie neben der schulmedizinischen Behandlung auch zusätzlich (komplementär) andere Behandlungen, deren Wirksamkeit mit den üblichen wissenschaftlichen Methoden teilweise nicht oder noch nicht belegt ist, in Anspruch genommen hätten. Manche der Maßnahmen sollten sich unmittelbar auf den Tumor auswirken, andere wurden eingesetzt, um mit Nebenwirkungen besser fertig zu werden oder den Körper zu stärken. Viele versuchten damit sowohl ihre Verdauungsbeschwerden als auch die Nebenwirkungen der Chemotherapie einzudämmen (siehe auch https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/therapieformen/komplementaere-medizin-moeglichkeiten-und-grenzen.html und https://www.krebsgesellschaftnrw.de/komplementarmethoden/komplementaermedizin/#).

Auch schulmedizinisch ausgerichtete Ärzt*innen nehmen hierzu unterschiedliche Haltungen ein. Viele unserer Erzähler*innen berichten, dass sie sich mit der Misteltherapie, einer Therapie mit Mistelextrakt zur Hemmung des Tumorwachstums, ausführlich auseinandersetzten. Diese hat ihre Ursprünge in der Pflanzenheilkunde und wurde auch in der anthroposophischen Lehre Rudolph Steiners beschrieben. Während einige die Misteltherapie als einzige Nachbehandlung einsetzten und sich keiner Chemotherapie oder Bestrahlung unterzogen, benutzen es andere parallel zu den anderen Therapiemaßnahmen. Manchen unserer Erzähler*innen wurde die Misteltherapie von ihren Onkolog*innen, Naturheilkundler*innen oder Hausärzt*innen empfohlen. Bei anderen gab es Kontraindikationen, das heißt Gründe, die Misteltherapie nicht einzusetzen. Die meisten unserer Interviewpartner*innen beschreiben, dass es ihnen unangenehm gewesen sei, sich die Mistel selbst spritzen zu müssen. Einige fanden dies jedoch auch problemlos. Oft berichten unsere Interviewpartner*innen, die Misteltherapie habe bei Ihnen keine Nebenwirkungen zur Folge gehabt, manche jedoch vertrugen sie nicht oder bekamen Fieber oder Juckreiz an der Einstichstelle.

Richard Linde hatte mit der Misteltherapie das Gefühl, im Gegensatz zur Chemo, etwas Aufbauendes zu erhalten.

Matthias Mitternich vertrug die Misteltherapie nicht.

Petra Thomas verzichtet lieber auf Behandlungen und genießt ihre Freiheit.

Andere komplementäre Behandlungen bezogen sich, ähnlich wie die Mistel auch, auf die Stärkung des Immunsystems. Hierzu erzählen unsere Interviewpartner*innen von verschiedenen Maßnahmen, die sie durchführten. Neben Ozon- und Sauerstofftherapien, die den Sauerstoffgehalt im Blut anreichern sollten, berichten unsere Erzähler*innen von Hyperthermiebehandlungen, Behandlungen mit der Traditionellen Chinesischen Medizin, Nahrungsergänzungsmitteln oder auch Medikamenten zur gezielten Verbesserung des Verdauungstraktes wie zum Beispiel Flohsamen (siehe auch „Ernährung, Verdauung und Inkontinenz“). Besonders auch in den verschiedenen Rehakliniken, die unsere Interviewpartner*innen besuchten, seien viele Methoden angeboten worden, teilweise auf anthroposophischer Basis (siehe auch „Rehabilitation“).

Lisa Roth unterzog sich neben der Sauerstofftherapie vielen anderen Therapien zur Stärkung des Immunsystems.

Gerlinde Zeigert beendete die Bioresonanztherapie, weil diese nicht auf ihre Tumorerkrankung abgestimmt war.

Susanna Zier nimmt Arginin als Nahrungsmittelergänzung und fühlt sich damit gut.

Leon Gerspacher unterzog sich einer Studie zur Hyperthermie.

Dieter Loewe trank Aloe Vera, weil er anfangs den Drang hatte, etwas selbst zu tun.

Petra Markert findet die ketogene Ernährung interessant, zieht sie für sich selbst aber nicht in Betracht.

Matthias Mitternich probierte vieles aus, aber nichts half.

Einige unserer Interviewpartner*innen trinken regelmäßig grünen Tee, weil dieser eine positive Wirkung auf den Darm haben soll. Dies war für sie eine gut vertretbare Maßnahme, die jedoch auch recht kostspielig werden konnte. Auch Kamillen- oder Fencheltee hat einigen Interviewpartner*innen zur Prävention von Nebenwirkungen, wie Reizungen der Mundschleimhäute, geholfen.

Sarah Lemke trinkt täglich halbschattigen grünen Tee.

Einige unserer Interviewpartner*innen finden, dass die Homöopathie ihnen zeitweise geholfen habe. Manche sind sich nicht sicher, ob ihr verbesserter gesundheitlicher Zustand auf die homöopathische Behandlung zurückzuführen sei, betonen aber, dass es ihnen nicht geschadet habe. Es habe ihnen aber jedenfalls das Gefühl gegeben, selbst etwas beitragen zu können und sie damit psychisch gestärkt.

Maria Rich war es wichtig, dass ihr Onkologe die homöopathische Therapie mitträgt.

Daneben wurden von einigen auch Reflexzonenmassage und Akupunktur genannt. Damit machten unsere Interviewpartner*innen unterschiedliche Erfahrungen. Während manche die Akupunktur für sich als angenehm erlebten, waren andere davon nicht begeistert oder berichten über Schmerzen im Zusammenhang damit.

Emil Groh machte gute Erfahrungen mit Fußreflexzonenmassage.

Sehr viele unserer Interviewpartner*innen betonen, dass alle Arten von Behandlungen oder Aktivitäten, die ihnen subjektiv gut taten, für sie wichtig gewesen seien. So wurden manche komplementärmedizinische Maßnahmen gemeinsam mit Aktivitäten wie Bewegung und Sport, vorzugsweise an der frischen Luft, Spaziergänge mit dem Hund, gezielte Beckenbodengymnastik, autogenes Training und eine gesunde, genussreiche Ernährung genannt.

Neben den komplementärmedizinischen Ansätzen, berichten einige unserer Erzähler*innen auch von alternativen medizinischen Ansätzen, wie zum Beispiel dem Besuch von Heilenden, die sie viel Geld kosteten, aber bei ihnen zu keiner Verbesserung geführt hätten.