Die Erfahrungen von Tanja Auer

Portrait Tanja Auer ist 46 Jahre alt, verheiratet und Hausfrau. Im März 2012 erhielt sie die erste Brustkrebsdiagnose, ein Jahr später die zweite in der anderen Brust. Sie ist BRCA2-Genträgerin. Das humangenetische Testergebnis ihrer beiden Töchter steht zum Zeitpunkt des Interviews noch aus.

„Du hast Krebs“, habe wie ein Kreisel über ihrem Kopf gehangen, beschreibt Tanja Auer ihre Gedanken, nachdem sie einen Knoten in der Brust ertastet hatte. Das positive Biopsieergebnis habe sie schockiert, bedeutete für sie allerdings kein Todesurteil. Weil alles viel zu schnell ging, erbat sie sich eine Woche Zeit, um über die Folgen der Krebsdiagnose nachdenken zu können, bevor sie sich einer brusterhaltenden Operation und einer Bestrahlung unterzog.

Im Rahmen einer Nachsorgeuntersuchung wurde ein Tumor in der anderen Brust festgestellt, der mittels einer Chemo- und Strahlentherapie behandelt wurde. „Hört das jemals auf?“, fragte sich Tanja Auer mit Tränen in den Augen. Sie habe allerdings nicht in ein Loch fallen können, da die Zweitdiagnose durch „schlimmere“ Schicksale überlagert wurde: Ihr leiblicher Vater und ihr Stiefvater verstarben beide an Krebs. Ihre eigene Erkrankung habe sie daher etwas beiseite geschoben.

Ein offener Umgang mit der Krankheit war Tanja Auer wichtig. Was sie sich von Freunden und Bekannten wünschte, war nicht Mitleid, sondern Anteilnahme: Lange Zeit habe sich ihr Leben ausschließlich um andere gedreht. Selbst Aufmerksamkeit zu bekommen, empfand sie als angenehm, auch wenn der Grund dafür – ihre Krebserkrankung – nicht schön sei. Den Rückhalt durch ihre Töchter und ihren Ehemann hebt sie als besonders hilfreich hervor.

Da ihre Schwester 2013 ebenfalls an Brustkrebs erkrankte, ließen sie sich auf genetischen Brustkrebs testen: Tanja Auer ist Trägerin des BRCA2-Gens. Momentan denkt sie über eine vorsorgliche Entfernung der Eierstöcke nach. Die engmaschigen Kontrolluntersuchungen der Brust stuft sie als überaus wichtig ein, doch verhindern diese auch, mit der Krankheit abschließen zu können, sagt sie.

Von medizinischer Seite wünscht sie sich eine ganzheitlichere Behandlung: eine ÄrztIn, die die Fäden in der Hand hält und somit verschiedene Beschwerden in Bezug zueinander setzen kann. Das Zwischenmenschliche sei im Krankenhaus überaus wichtig, selbst ein Lächeln schaffe bereits Vertrauen.

Tanja Auers größter Wunsch ist, dass ihre Töchter glücklich werden, dass alles ein gutes Ende nimmt, sollten sie ebenfalls Genträgerinnen sein. Mit der geplanten Eierstock-Operation möchte sie sich auch den Port entfernen lassen, in der Hoffnung, damit einen Haken hinter ihre Erkrankung setzen zu können.

Das Interview wurde Ende 2013 geführt.

 

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