Selbst unter ADHS zu leiden und die Trennung von ihrem Mann, machte Xenia Pfeuffer die Betreuung ihres betroffenen Kindes besonders schwer.

Ich konnte machen, was ich wollte. Es war egal. Mal war es einen Tag gut, wie ich mit ihm umgegangen bin und am nächsten Tag hätte ich genauso mit ihm umgehen können, dann wäre es verkehrt gewesen. Und dazu muss ich sagen: er ist auch noch Bettnässer. Das hat halt die Problematik noch mehr verschlimmert. Also es sind wirklich mehrere Baustellen. Wahrscheinlich auch durch die Frühgeburt alles ausgelöst. Also es sind viele Sachen. Und irgendwann habe – da war ich noch alleine mit den Kindern, nach der Trennung, also mein Ex-Mann und ich, wir haben uns dann halt getrennt 2005, da war er vier, dreieinhalb, also ist vier geworden – ich gemerkt: Das geht nicht mehr. Ich kann dieses Kind nicht mehr – als betroffene Mutter kann ich mich nicht um ein betroffenes Kind kümmern. Ich komme mit meiner gesunden Tochter klar, die lebt auch jetzt bei mir. Aber es geht nicht. Also das ist eine ganz doofe Kombination: betroffene Mutter, betroffenes Kind. Das ist sehr schwierig teilweise und da habe ich schon gesagt: „Es ist vielleicht besser, wenn er woanders untergebracht wird." Habe damals schon mir Möglichkeiten ausgedacht. Aber habe dann immer wieder einen Rückzieher gemacht, weil es ist ja mein Kind und ich will für ihn da sein.
Ich kann es wirklich nur so sagen: es ist für mich als betroffene Mutter unwahrscheinlich schwer, mit dem Kind klar zu kommen, weil ich habe selber da nicht diese Ruhe, um eigentlich ruhig auf ihn einzuwirken. Und teilweise hat mir da halt auch wirklich die Hilfe von außen gefehlt. Also dieses ich gehe zu irgendjemanden und sage: „Hallo, ich komme nicht klar mit meinem Kind. Er braucht Hilfe, ich brauche Hilfe, wir brauchen Hilfe." Aber weiß ich nicht. Und dann ist es jetzt zum Schluss soweit eskaliert, dass mein Sohn dann zum Vater musste, weil es einfach nicht im Alltag zwischen uns klappt. Ich liebe meinen Sohn. Ich würde für ihn alles tun. Aber ein gesundes Kind zu haben und ein betroffenes Kind und ich dann selber noch dazwischen – das funktioniert nicht. Obwohl mein Sohn jetzt mittlerweile wieder den Wunsch geäußert hat, in meine Nähe zu kommen. Aber er hat von sich aus gesagt, er möchte freiwillig in ein Kinderheim. Aber halt trotzdem in meine Nähe, weil er mich halt doch lieb hat. Aber es ist halt auch teilweise so eine extreme Aggressivität war zu Hause. Das normale Familienleben, was man so eigentlich denkt, das gab es hier nicht. Es war immer Zank, Streit. Er hat gelogen. Er hat Sachen geklaut. Er hat Sachen versteckt. Er hat Süßigkeiten extremst hinters Bett geschmissen, Süßigkeitenpapier. Also da war teilweise, wochenweise ein ganzer großer Müllbeutel, den wir dadrunter vorgeholt haben, unter dem Bett. Aber er war das nie. Er hat Sachen zerstört. Seine Schwester musste sehr unter ihm leiden. Die beiden sind ja nun mal nur 2 1/4 auseinander. Sie hat sich dadurch dann halt Kilos angefuttert – vor Frust, weil sich halt alles immer um ihren Bruder drehte. So im Endeffekt. Also bei meinem Sohn: es fing halt wirklich von Geburt an. Er war glaube ich paar Wochen alt, da habe ich gemerkt, irgendwas stimmt nicht.