Die Erfahrungen von Xenia Pfeuffer

Portrait Xenia Pfeuffer ist zum Interviewzeitpunkt 36 Jahre alt. Sie hat einen 13-jährigen Sohn, der ADHS hat. Sie hat auch eine jüngere Tochter, die allerdings von ADHS nicht betroffen ist. Sie selbst hat auch ADHS und eine sog. Borderline-Störung. Frau Pfeuffer hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Audioversion zugestimmt.

„Dass irgendwas nicht stimmt mit meinem Kind, das habe ich von Anfang an schon bemerkt“, sagt Frau Pfeuffer. Er kam als „Frühchen“ auf die Welt und war von Geburt an sehr unruhig und ein „Schreibaby“. Das Umstellen auf feste Nahrung war sehr schwierig, zudem litt er unter Koliken. Die Motorik ihres Sohnes hielt Frau Pfeuffer für „total verzögert“. Dies merkte sie vor allem daran, dass er mit drei Jahren in der Kinderkrippe die Treppe nicht steigen konnte. Auf Rat der Erzieherinnen machte er jahrelang eine Ergotherapie. Obwohl der Junge mit sechs Jahren ein „Musskind“ war, hielt das Gesundheitsamt ihn für nicht schulfähig. Zudem war und ist ihr Sohn bis heute Bettnässer. Die Diagnose ADHS stellte dann ein Neurologe, als das Kind neun Jahre alt war.

Frau Pfeuffer gesteht sich ein, dass es für sie – als eine Person ebenfalls mit einer ADHS Diagnose – sehr schwierig war, sich um ihren Sohn zu kümmern. Aggressivität und Impulsivität führten zu vielen Streitereien zuhause. Sie lebt von ihrem Mann getrennt; ihr Sohn zog zu seinem Vater. Frau Pfeuffer rät dazu, sich als Paar unbedingt Auszeiten zu nehmen, da AD(H)S für die familiäre Situation sehr belastend sein kann.

Ihr Sohn machte mit etwa sieben Jahren eine stationäre Therapie und entschied sich später freiwillig dazu, ins Kinderheim zu gehen. Für Frau Pfeuffer hat in diesen Momenten die Hilfe von außen gefehlt. So berichtet sie von Schwierigkeiten, einen Therapieplatz bei einem Psychologen zu bekommen. Sie redet offen darüber, dass sie ihrem Kind gegenüber handgreiflich geworden ist. Tabletten, so Xenia Pfeuffer, ermöglichen oft erst einen Zugang zu dem Kind. Ihre Eltern selbst waren gegen Medikamente und diese Erfahrung wollte sie ihrem Sohn ersparen. Denn die Medikamente helfen ihrer Meinung nach, dass „das Gulasch im Kopf“ sortiert wird und man organisierter ist. Zudem bewirkten sie, dass Schulleistungen und Sozialverhalten sich deutlich besserten.

Über ADHS informiert sie sich mithilfe von Literatur und dem Internet. Sie stellt positiv heraus, dass ihr Sohn sehr einfühlsam ist, sich gut in Andere hineinversetzen kann, ein breites Allgemeinwissen hat und sich sehr stark für bestimmte Dinge begeistern kann.

Das Interview wurde 10.11.2014 geführt.

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