Die Erfahrungen von Nils Wildner

Portrait Nils Wildner ist zum Interviewzeitpunkt 16 Jahre alt. Er hat 2 Brüder, die ebenfalls von ADHS bzw. ADS betroffen sind. Nils nimmt Medikamente und kommt in der Schule gut zurecht. Die meisten seiner Freunde merken es nicht, dass er ADHS hat. Nils Wildner hat einer Veröffentlichung seines Interviews in der Videoversion zugestimmt.

Nils Wildner besucht die 12. Klasse und steht kurz vor den Abiturprüfungen. Die ADHS-Diagnose wurde bei ihm im Grundschulalter gestellt. Nils hat zwei ältere Brüder, die ebenfalls betroffen sind: der eine hat ADHS wie Nils, der andere ADS. Nils stellt bei seinen Brüdern Unterschiede fest: so sei der ADSler „sehr verpeilt“ und „sehr unaufmerksam“ und habe Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Das alles sei auch der ADHSler; zusätzlich sei er sehr aktiv.

Auch Nils fällt es schwer, sich zu konzentrieren und sich „ruhig zu verhalten“. Dies zeige sich nicht nur in der Schule, sondern auch in seiner Freizeit. So könne er auch bei einem geselligen Abend mit Freunden nur schwer ruhig sitzen. In solchen Situationen versucht er, sich mit Bällen oder Zauberwürfeln zu beschäftigen. Alltagsgegenstände, wie Besteck beim Essen, hätten nicht diese beruhigende Wirkung auf ihn. Diese Strategien helfen ihm, auch vor Klausuren sich besser zu konzentrieren. Auch Sport sei ein hilfreicher Ausgleich.

Nils hilft seine Diagnose, „Erklärungen zu finden“: für alles, was ihm schwerfällt. Als Ausrede nutze er die Diagnose jedoch nicht. Bei seinen Lehrerinnen und Lehrer hofft er auf Verständnis, wenn sich nach einem langen Schultag die Konzentration für umfangreiche Hausaufgaben nicht so recht einstellen will. Nils sieht es jedoch so, dass „jeder Schüler seine Probleme“ hat. Daher erzählt er auch nur manchen Lehrkräften von seiner Diagnose. Wird das Thema AD(H)S jedoch angesprochen, beteiligt er sich an Diskussionen. Im Freundeskreis pflegt er einen offenen Umgang mit seiner Diagnose. Wenn er erzählt, dass er ADHS hat, reagieren viele überrascht, da es ihm in der Schule oft gelingt, ruhig zu sitzen, wenn er sich darauf konzentriert. Für Nils sind es insbesondere soziale Medien, die oft nur Stereotypen vermitteln, obwohl AD(H)S bei jedem sehr individuell ausgeprägt sein kann.

Nils nimmt seit der Diagnosestellung Medikamente und plant dies auch „mindestens bis zum Abitur“ fortzusetzen. Neben einer verbesserten Konzentration in der Schule, bemerkt er auch im Alltag, dass die Medikamente ihn unterstützen. Er informiert sich selbst über AD(H)S; beispielsweise durch soziale Medien und Besuche von Veranstaltungen. Zusätzlich leiten auch Verwandte und Freunde Informationen an ihn weiter.

Nach Abschluss der Schule möchte Nils studieren. Er blickt dieser Zeit als „zweiter schwerer Schulzeit“ entgegen, hofft aber „mehr Erfahrungen“ zu haben, wie er mit ADHS besser umgehen kann. Er plant, ähnlich wie in der Schule auf eine „Verständnisbasis“ des Gegenübers zu bauen und würde nur in seltenen Fällen erwähnen, dass er ADHS hat. Anderen betroffenen Jugendlichen möchte er gern „das Gefühl vermitteln, dass es eben nichts Schlimmes ist“.

Das Interview wurde 18.12.2015 geführt.

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