Die Erfahrungen von Wolfgang Pohl

Portrait Wolfgang Pohl ist zum Zeitpunkt des Interviews 69 Jahre alt. Er wurde im Jahr 2000 diagnostiziert und führt seit mehr als 14 Jahren die Aktive Überwachung durch. Nach seiner Diagnose erfuhr er, dass auch sein Vater an Prostatakrebs erkrankt war. Er engagiert sich sehr in der Selbsthilfegruppenarbeit.

Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung sei Wolfgang Pohl ahnungslos gewesen. Sein Urologe empfahl ihm damals eine Operation. Er sei jedoch misstrauisch geworden und habe sich an ein Erlebnis seiner Jugend erinnert, welches seinen Umgang mit Ärzten seither prägte. Bei seiner Informationssuche über mögliche Behandlungsmethoden stieß er auf die Prostataselbsthilfe und erfuhr, dass es neben der Operation eine Reihe weiterer Therapien gibt.

Bevor er das nächste Mal seinen Urologen aufsuchte, nahm Wolfgang Pohl sich Zeit. Er wollte darauf „gut vorbereitet“ sein. Wolfgang Pohl entschied sich für die Aktive Überwachung, was sein Urologe zu seiner Überraschung mittrug. Er habe ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihm aufgebaut und fühle sich auf seinem Weg bestärkt. Seitdem trägt Wolfgang Pohl seine PSA Werte in eine Verlaufskurve ein und geht regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen. Während der Jahre stieg und fiel sein PSA-Wert – keiner der Ärzte konnte ihm sagen warum. Wolfgang Pohl fühlt sich wohl und hat keinerlei Beschwerden, weder mit Inkontinenz noch mit Impotenz. Sein Urologe bezeichnet ihn und seinen stabilen Zustand als ein „Phänomen“.

Wolfgang Pohl treibt etwas Sport, ernährt sich “sinnvoll“ und hat ein ausgeglichenes Seelenleben – das seien seine drei Säulen der Gesundheit. Gegen seine Krankheit mache er jedoch nichts Konkretes, so Wolfgang Pohl. Vielmehr tue er etwas für seine Gesundheit. Unterstützung suchte er auch bei einer Psychotherapeutin im Zusammenhang mit Berentung, was für ihn überraschend hilfreich gewesen sei. Und auch durch seine Mutter und seine Lebenspartnerin erhielt er die Möglichkeit über die Erkrankung zu sprechen. Er findet, dass das gute Verhältnis zwischen Lebensfreude und Lebensführung gewahrt werden müsse. Man solle sich zu nichts zwingen. Wolfgang Pohl betont aber, dass er seinen persönlichen, auf ihn individuell zugeschnittenen Weg gefunden habe. Wichtig findet er, dass man von seiner eigenen Therapieentscheidung überzeugt ist. Dabei halfen Wolfgang Pohl eine kritische Einstellung in Bezug auf Informationen und ein gewisses Selbstbewusstsein.

Als langjähriger Leiter einer Selbsthilfegruppe versuche er anderen Betroffenen Auskunft über seine eigene Krankheitserfahrung zu geben und „notgedrungen angeeignetes“ medizinisches Wissen mit dem erforderlichen Feingefühl zu vermitteln. Er ist froh, dass er durch die Selbsthilfegruppenarbeit jeden Tag dazu lernen kann.

Das Interview wurde Anfang 2013 geführt.

 

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