Die Erfahrungen von Oliver Lorenz

Portrait Symptomatische Epilepsie, komplex-fokale Anfälle, sekundär generalisierte Anfälle. Oliver Lorenz leidet seit seinem zweiten Lebensjahr unter epileptischen Anfällen. Er lebt in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft. Seit einigen Jahren ist er berentet, verdient sich aber in einem Wäschereibetrieb etwas Geld dazu.

Die Ursache für seine Epilepsie führt Oliver Lorenz auf Komplikationen während und nach seiner Geburt zurück. Schon als Kleinkind hatte er regelmäßige Grand-Mal-Anfälle. Oliver Lorenz schildert, dass sowohl Kindergärtner als auch Lehrer über seine Anfälle Bescheid wussten und für den Ernstfall krampflösende Diazepam-Zäpfchen bereithielten.

Im Alter von elf Jahren wurde Oliver Lorenz während eines Aufenthaltes in einem Epilepsiezentrum medikamentös eingestellt. Gleichzeitig wechselte er die Schule und besuchte fortan eine Sonderschule. Von dieser Zeit an war er für elf Jahre anfallsfrei.

Oliver Lorenz schildert, dass die Anfälle im Zusammenhang mit der Trennung von seiner damaligen Partnerin erneut aufgetreten sein, als er Anfang 20 war. In dieser Zeit, die er als sehr belastend beschreibt, zog er sich stark zurück.

Die Epilepsie erlebt Oliver Lorenz in vielen Lebensbereichen als einschränkend. Er erlebte, dass Freunde und Bekannte sich von ihm zurückzogen und dass auch Verwandte unsicher im Umgang mit seiner Erkrankung sind. Es ist ihm wichtig, trotz der Epilepsie und der steten Möglichkeit eines Anfalls am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilzunehmen und neue Kontakte zu knüpfen.

Während eines wiederholten Klinikaufenthaltes wurde bei Oliver Lorenz eine Zyste im Gehirn entdeckt, welche die Anfälle auslöst. Eine Operation erschien möglich, jedoch um den Preis starker Einschränkungen und nur einer geringen Verringerung der Anfallswahrscheinlichkeit. Deshalb entschied er sich gegen eine Operation.

Als Oliver Lorenz vom geplanten Aufbau eines ambulant betreuten Wohnens erfuhr, entschloss er sich, in dieser Gemeinschaft zu leben. Er hat heute dort eine eigene Wohnung, kann jedoch bei Bedarf auf Unterstützung zurückgreifen. Er lebt gern dort und fühlt sich gut betreut, vermisst jedoch auch seine Heimat und sein Elternhaus.

In seiner Jugendzeit konnte Oliver Lorenz eine berufliche Ausbildung als Fräser abschließen und arbeitete bis vor ein paar Jahren in einem mittelständischen Unternehmen in einer Halbtagsbeschäftigung. Zum Zeitpunkt des geplanten Umzugs in das ambulant betreute Wohnen wurde Oliver Lorenz berentet. Er arbeitet nun in einem Wäschereibetrieb und verdient sich so etwas hinzu.

Als besonders hilfreich erlebt Oliver Lorenz die Beziehung zu seinem besten Freund und dessen Familie, die er regelmäßig besucht. Er ist auch Pate der Kinder seines Freundes geworden. Auch die Unterstützung durch seine Mutter und durch das betreute Wohnen empfindet er als sehr wertvoll.

Das Interview wurde im Frühjahr 2012 geführt.

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