Die Erfahrungen von Barbara Haas

Portrait Barbara Haas hatte im Alter von 15 Jahren ihren ersten epileptischen Anfall. Mit Anfang 20 erlebte sie noch einige weitere Anfälle, seitdem ist sie anfallsfrei. Sie arbeitete früher als Schauspielerin, heute ist sie im medizinisch-therapeutischen Bereich tätig, einem Feld, das sich ihr auch durch die Erfahrungen mit Epilepsie erschlossen hat.

Auf dem Weg zur Schule hatte Barbara Haas mit 15 Jahren einen Grand-mal-Anfall auf der Straße. Von der Diagnose Epilepsie ließ sie sich nicht einschüchtern und begab sich dennoch kurze Zeit später in die USA zu einem Schüleraustausch. Zu Beginn nahm sie die Medikamente ein, die ihr von Ärzten empfohlen wurden, spürte jedoch schnell, dass ihr die Ärzte in vielen Fragen nicht weiterhelfen konnten und dass sie ihren eigenen Umgang mit der Krankheit finden musste.

Fasziniert von der Energie, die während eines Anfalls frei wird, begann sie sich damit auseinanderzusetzen, wie andere Kulturen mit dem Phänomen der Epilepsie umgehen und stieß dabei auf die Schamanen und verschiedene Formen der Meditation. In den weiteren Jahren wurde die Shamatha-Meditation zu einem wichtigen Teil ihres Lebens, die Anfälle traten nur noch selten auf. Seit Barbara Haas Mitte zwanzig ist, ist sie anfallsfrei.

Dafür hat sie selbst mehrere Erklärungsansätze: Einerseits kann sie sich vorstellen, dass es ihr gelungen ist, sich über die Meditation auszubalancieren und so den Anfällen entgegenzuwirken, andererseits hält sie es aber auch für möglich, dass es sich bei ihrer Form der Epilepsie um eine juvenile Epilepsie handelt, die sich nach der Pubertät wieder von selbst zurückbildet.

Barbara Haas erzählt, dass die Epilepsie in ihr ein Gefühl von „jetzt erst recht“ auslöste und es war ihr von Anfang an wichtig, sich nicht aus Angst und Scham aus dem Leben zurückzuziehen, sondern einen Weg zu finden, sich mit dem eigenen Körper und sich selbst auseinanderzusetzen, die Epilepsie in ihr Leben zu integrieren und zu akzeptieren. Diese Sichtweise würde sie sich auch gesellschaftlich wünschen.

Für sie hatten die Anfälle neben der Bedrohlichkeit auch immer eine faszinierende Komponente, weil sie ihr Zugang zu Wahrnehmungsebenen erschlossen, die sonst verborgen sind. Gerne hätte sie diese künstlerisch oder anderweitig genutzt, aber die Unkontrollierbarkeit eines Anfalls machte dies schwierig.

Heute lebt Barbara Haas seit vielen Jahren anfallsfrei. Begründet durch ihre früheren Erfahrungen interessiert sie sich jedoch nach wie vor für die Erkrankung und fühlt sich den Betroffenen zugehörig.

Das Interview wurde im Winter 2011 geführt.

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