Die Erfahrungen von Lisa Roth

Portrait Lisa Roth ist 59 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer Tochter. Die Diagnose Lynchsyndrom (HNPCC) traf sie im Alter von ungefähr 45 Jahren unerwartet. Ihr Darmkrebs beruht auf einer erblichen Veranlagung, von der sie bis zu ihrer Krebsdiagnose nichts wusste. Heute ist sie stark in der Selbsthilfe engagiert. Den Umgang mit anderen Betroffenen empfindet sie als sinnvoll und hilfreich.

Lisa Roth berichtet, dass sie eines Morgens vor der Arbeit einen starken Stuhldrang hatte und ihr auf der Toilette ein starker Blutschwall abging. Dann sei alles schnell gegangen. Als sie im Krankenhaus operiert wurde, traf die Diagnose Krebs sie wie ein Schock. Auch für ihre Familie war das zunächst schwierig zu begreifen. Nach der Operation erhielt Lisa Roth weder Chemotherapie noch Bestrahlung.

Lisa Roths Darmkrebs ist genetisch bedingt. Bereits ihre Mutter, Großmutter und Tante starben an Darmkrebs. Auch bei ihrer Tochter besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit an Darmkrebs zu erkranken, was für Lisa Roth ein ernstes und trauriges Thema ist. Trotz der gehäuften Fälle von Darmkrebs in der Familie wurde dieses Thema vor Lisa Roths Erkrankung nie angesprochen.

Sie erzählt, dass einerseits ihr großer Wille, aktiv zu sein und sich nicht der Krankheit auszuliefern, ihr sehr geholfen hätten, mit ihrer Situation zu Recht zu kommen. Andererseits sei sie sehr verunsichert gewesen und habe sich unter Druck gesetzt, schnell wieder zu funktionieren. So stieg sie wieder relativ früh in ihren Beruf als Bankangestellte ein.

Für Lisa Roth gewann das Reden über die Krankheit mit anderen Betroffenen eine immer größere Bedeutung. Mit dieser Motivation gründete sie mit anderen eine Selbsthilfegruppe für Betroffene von erblich bedingtem Darmkrebs. Ihr großes Engagement hat mittlerweile dazu geführt, dass auch ihr Mann und ihre Tochter sich in der Selbsthilfe engagieren. Sie betont, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen in diesem Zusammenhang sind.

Lisa Roth erzählt, dass sie durch die Erkrankung einen völlig neuen Zugang zum Leben gefunden habe und die Momente intensiver genieße als je zuvor. Es bedeutet für sie ein großes Glück, dass sie frei von Metastasen und Rezidiven ist und ihrem Leben mit Freude nachgehen kann. Sie erzählt, dass ihr während dieser Zeit die Unterstützung durch ihr Umfeld eine große Hilfe gewesen sei.

Das Interview wurde im Winter 2012 / 2013 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Lisa Roth

 

Lisa Roth war zehn Tage sehr geschwächt, bis sie wieder Kraft bekam, ins Leben einzusteigen.

Lisa Roth unterzog sich neben der Sauerstofftherapie vielen anderen Therapien zur Stärkung des Immunsystems.

Lisa Roth fühlt eine enorme psychische Belastung während aller Untersuchungen.

Lisa Roth macht es unsicher, dass ihre Familie auch erkranken könnte.

Lisa Roth war froh, dass ihr Arzt ihr einen Seelsorger schickte, als er merkte, dass sie in einer Krise steckte.

Lisa Roths Familie war sehr alleine gelassen; ihre Tochter war traumatisiert von dem Schock der Diagnose.

Lisa Roth ist überzeugt, dass ihr Körper ihr signalisiert, was gut ist und was nicht.

Während Lisa Roth anfangs Probleme mit ihrer Körperlichkeit hatte, genießt sie heute ihre Sexualität sehr.

Lisa Roth erzählt, dass ihr Chef sich nur dafür interessierte, wann sie wieder arbeiten könne.

Lisa Roth erfuhr, dass der Krebs nicht nur ein Ende, sondern auch ein Neubeginn sein kann.

Lisa Roth erledigte die Dinge, die ihr besonders wichtig waren und sieht die restliche Zeit als Geschenk.

Lisa Roth hatte zeitweise das Gefühl, keine Luft mehr zum Atmen zu haben.

Lisa Roth erläutert, dass, wenn sich eine Türe schließt, sich ein neues Fenster öffnet.

Lisa Roth findet, dass die Ärzt*innen den Menschen sehen sollen.

Der Satz: Wissen Sie nicht, dass Sie Krebs haben? zog Lisa Roth den Boden unter den Füßen weg.

Lisa Roths Familie ist mit einer Darmspiegelung an die Öffentlichkeit gegangen um anderen Mut zu machen.

Lisa Roth wusste bei den vielen Untersuchungen gar nicht, was geschah.

Bis sie mit anderen Betroffenen sprach, dachte Lisa Roth, sie bilde sich ihre Symptome vielleicht nur ein.

Lisa Roth ist froh, dass ihr Arzt sich einsetzte, dass sie keine Chemotherapie und Bestrahlung bekommen musste.