Die Erfahrungen von Anna Rusch

Portrait Anna Rusch ist 71 Jahre alt, verwitwet und hat zwei Töchter. Vor ihrer Berentung arbeitete sie in der Pharmaindustrie. Seit ungefähr drei Jahren lebt sie nun mit der Diagnose Darmkrebs und einem endständigen Stoma und befindet sich derzeit wegen Metastasen in Behandlung.

Wegen Blut im Stuhl ging Anna Rusch zu ihrem Arzt, der zunächst von Hämorrhoiden ausging. Erst als sie von ihrer Freundin gedrängt wurde, sich nochmals untersuchen zu lassen, wurde letztlich ein halbes Jahr später die Diagnose Dickdarmkrebs gestellt. Der Tumor konnte zunächst ohne Komplikationen entfernt werden. Durch die Genauigkeit einer Ärztin wurden kurz darauf im CT Lungenmetastasen festgestellt, außerdem fanden sich Metastasen auf den Eierstöcken und auf der Leber. Daraufhin folgten erneute Operationen und Chemotherapien, die mit etlichen Nebenwirkungen einhergingen. Anna Rusch hatte immer wieder mit Übelkeit, Juckreiz und Appetitverlust zu kämpfen.

Zusätzlich zu ihrer schulmedizinischen Behandlung halfen Anna Rusch von Anfang an auch komplementäre Therapien wie Massage, Homöopathie und Psychotherapie. Sie findet es schwierig, wenn bei ihren Mitmenschen und behandelnden Ärzten das Einfühlungsvermögen in die Psyche eines Krebskranken fehlt. Auch den Kontakt mit Behörden und Krankenkassen empfand Anna Rusch immer wieder als mühsamen Kampf. Aufgrund der Erkrankung ihres mittlerweile an Krebs verstorbenen Mannes machte sie bereits viele Erfahrungen im Bereich der medizinischen Versorgung.

Wichtig ist für Anna Rusch, mit ihren Freunden und ihrem Hund so normal wie möglich leben zu können. Von einigen Personen aus ihrem näheren Umfeld wünschte sie sich mehr Unterstützung und emotionale Anteilnahme.

Bis heute empfindet es Anna Rusch als hilfreich, aktiv zu sein und auch mit Stoma Sport zu treiben, wenn es ihre körperliche Verfassung zulässt. Außerdem ist sie gerne unterwegs. Zumindest kleine Reisen zu Bekannten und Verwandten mit dem Auto lässt ihr Krankheitszustand zu. Durch ihre früheren Urlaube in Asien ist sie mit dem Buddhismus in Berührung gekommen, der sie zusammen mit ihrem katholischen Glauben auch in der Zeit der Krankheit trägt und bereichert.

Trotz der zahlreichen Rückschläge durch die Metastasen verliert sie ihren Lebensmut nicht und steckt sich immer wieder neue Pläne und Ziele für die Zukunft.

Das Interview wurde im Dezember 2012 geführt.

 

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