Die Erfahrungen von Amalia Spatz

Portrait Amalia Spatz ist zum Zeitpunkt des Interviews 71 Jahre alt. Sie ist verwitwet und hat einen erwachsenen Sohn und zwei Enkelkinder. Vor ihrer Rente arbeitete sie als Fahrdienstleiterin, Bürokauffrau und Gaststättenleiterin. Das Interview fand wenige Tage vor der Rückverlegung ihres Stomas im Krankenhaus statt.

Amalia Spatz erzählt, dass sie vor einem Jahr eine Schlappheit und Kraftlosigkeit wahrnahm, die sie auf ein Medikament zurückführte, das sie nicht vertrug. Nach einer Einlieferung ins Krankenhaus wurden viele Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache ihrer Beschwerden zu ermitteln. Bei einer Darmspiegelung wurde letztlich ein großer Tumor im Enddarm entdeckt.

Im Vorfeld der Tumorentfernung erfolgte zuerst eine Operation, bei der ein Portkatheter und ein Stoma angelegt wurden. Daraufhin begannen Chemotherapie und Bestrahlung. Sechs Wochen nach Abschluss der Chemotherapie erfolgte dann die Operation. Nach der Entfernung des Tumors begann eine erneute Chemotherapie und Bestrahlung. Amalia Spatz beschreibt, dass sie sich während dieser Zeit oft sehr elend gefühlt habe. Vor allem Schwäche und Übelkeit machten ihr zu schaffen.

Am meisten leidet Amalia Spatz unter dem Stoma und unkontrollierbarem Stuhlgang. Sie berichtet, dass es für sie schwer sei, damit zu leben. Psychologische Gespräche in der Klinik hätten ihr geholfen, besser mit der Situation umzugehen.

Amalia Spatzs Ehemann ist bereits an Darmkrebs erkrankt und verstorben. Amalia Spatz schildert, dass sie trotz ihres Witwenstandes viel Unterstützung erfahren habe. Eine gute Freundin unterstützte sie im Haushalt und auch ihr Sohn stand ihr bei und nahm ihr manche Arbeit ab. Daneben seien sowohl die Stomaberaterin als auch die Krebsberatungsstelle in ihrer Heimatstadt für sie hilfreich gewesen und hätten ihr viel Mut zugesprochen.

Amalia Spatz erzählt, dass sie sich Erfahrungen und den Optimismus von Mitpatienten und Freunden zum Vorbild nehme. Ihren eigenen Optimismus beschreibt sie als das, was ihr am meisten geholfen habe. Außerdem tue es ihr gut, sich mit Handarbeiten wie Häkeln und Stricken zu beschäftigen. Sehr wichtig und wohltuend sei, dass sie ein großes Vertrauen in die Ärzte und das ganze Behandlungsteam habe.

Amalia Spatz freut sich auf den anstehenden Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik besonders deshalb, weil sie dann ohne Stoma wieder schwimmen gehen kann. Sie rechnet damit, sich dort gut erholen zu können. Amalia Spatz hofft, noch mindestens zehn Jahre zu leben und gemeinsam mit ihren Freunden noch einige Reisen zu machen.

Wenige Tage nach dem Interview wurde die Rückverlegung des Stomas erfolgreich durchgeführt.

Das Interview wurde im Frühjahr 2013 geführt.

 

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