Gedanken zum Leben mit Schmerzen

Viele unserer Erzähler*innen berichteten nicht nur von den praktischen Auswirkungen der Schmerzen im Alltag, sondern auch von den Gedanken und Überlegungen, die sie zum Leben mit Schmerzen haben.

Eine Frage ist dabei, welche Rolle chronisch Schmerzkranke in unserer Gesellschaft spielen und wie andere damit umgehen.

Lara Voigt kritisiert wie eine unsichtbare Erkrankung von Außen wahrgenommen wird und wünscht sich mehr Repräsentation.

Anna Wagner hat die Erfahrung gemacht, dass in den Medien und auch in der Schmerzliteratur oft der Eindruck erweckt wird, dass Schmerzen etwas sind, was nicht sein dürfte. Sie findet es wichtig, den Schmerz und das Leid anzuerkennen als etwas, was zum Leben dazugehört. Ansonsten wird es ihrer Erfahrung nach schnell unerträglich, an etwas zu leiden, das eigentlich keine Daseinsberechtigung habe.

Anna Wagner beschreibt, dass chronisch Kranke und Gesunde in zwei verschiedenen Welten leben.

Petra Andresen beschreibt, dass die Umwelt auf Funktionieren eingestellt ist, da sind Menschen mit Schmerzen nicht gefragt.

Für viele unserer Erzähler*innen hat sich mit der Zeit ihre Haltung gegenüber der Krankheit verändert: Sie beschreiben, dass sie anfangs gegen die Krankheit ankämpften, mit der Zeit aber besser damit zurechtkamen, wenn sie die Krankheit akzeptierten.

Britta Kern geht immer wieder über ihre Grenzen hinaus, weil sie den Spaß im Leben vermisst.

Für Martin Sander ist Akzeptanz sehr wichtig.

Marianne Bühler war erschrocken als sie merkte, dass sie gar keine richtige Freude mehr empfand.

Natürlich ist es nicht immer einfach, die Krankheit als einen Teil des Lebens zu akzeptieren. Einige Erzähler*innen schildern, dass sich ihnen immer wieder die Frage aufdrängt, warum ist mir das passiert? Warum muss ich damit leben? Einige finden in der Religion oder ihrem Glauben eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn. Andere konnten in der Krankheit selbst einen Sinn sehen.

Svenja Neuhaus möchte sich nicht als Opfer fühlen und hat aufgehört zu fragen warum es sie getroffen hat.

Maja Geissler hilft es nicht, zu fragen, was wäre, wenn es anders gelaufen wäre.

Ursula Bach hat in ihrer Krankheitszeit viel gebetet, aber auch mit Gott gehadert.

Für Anna Wagner besteht ein Sinn im Leben darin, ihre Möglichkeiten zu entfalten. Das kann sie auch mit Schmerzen.

Meike Decker hat sich persönlich schnell weiterentwickelt und sieht einen deutlichen Unterschied im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen.

Für viele Erzähler*innen kam die Erkenntnis, dass die Schmerzen nicht so einfach weggehen, schleichend. Die Feststellung, dass vieles in ihrem Leben nicht so laufen wird, wie sie es geplant hatten, ist für einige niederschmetternd. Es bleibt bei vielen die Hoffnung, irgendwann doch eine Möglichkeit zu finden, die Schmerzen zu verbessern oder ganz loszuwerden. Einige Menschen erzählen, dass sie sich durch die Schmerzen auch als Person verändert haben (siehe dazu „Schmerz und Psychische Folgen“). Auf unterschiedliche Weise haben viele einen Weg für sich gefunden, mit den Schmerzen zu leben.

Marion Zimmermann fühlt sich oft ohnmächtig,  weil die Migräne nicht kontrollierbar ist.

Petra Andresen schildert, wie eine Eifersucht auf Gesunde entstehen kann.

Ursula Bach hatte ein Urvertrauen, irgendwann die richtige Behandlung zu finden.

Für Christel Schubert sind Selbstbestimmung und Freiheit im Umgang mit den Schmerzen sehr wichtig.