Ende der Arbeitstätigkeit

Während einige unserer Erzählenden weiterhin mit ihrer Erkrankung arbeiten oder nach einiger Zeit wieder zur Arbeit zurückkehren konnten (siehe Thementext „Arbeit und Beruf“), sahen sich andere durch die chronischen Schmerzen und die geringe Belastbarkeit gezwungen, den häufig sehr geliebten Beruf aufzugeben. Sie mussten eine andere Tätigkeit beginnen oder eine Rente beantragen.

Karin Moll berichtet, wie sie sich anfangs für die Rente schämte.

Aufgrund zunehmender Schmerzattacken reflektiert Kerstin Meck ihre beruflichen Möglichkeiten.

Sabine Kugler fiel es schwer einzusehen nun selbst Patientin zu sein.

Bei einigen Menschen entstanden die Schmerzen selbst als Folge einer jahrelangen schweren Arbeit und führten dazu, dass der Beruf aufgegeben werden musste.

Das Ende des Arbeitsverhältnisses kam sehr unterschiedlich zustande: Einige Interviewpartner*innen erzählten, dass ihnen aufgrund der Erkrankung gekündigt oder der auslaufende Vertrag nicht mehr verlängert wurde.

Britta Kern hat lange gegen die Rente angekämpft.

Auf Drängen der Krankenkasse musste Thomas Lärcher schließlich die Rente beantragen.

Eine Frau erlebte es als sehr positiv, dass der Arbeitgeber ihr nicht kündigte, sondern sie selbst die Berentung einreichen konnte, als der Zeitpunkt für sie gekommen war. Um besser abgesichert zu sein empfiehlt sie, ein bestehendes Arbeitsverhältnis auf keinen Fall selbst zu kündigen.

Tanja Werners Arbeitgeber hielt ihren Arbeitsplatz so lange für sie frei, bis sie die Berentung eingereicht hatte.

Andere berichten, dass sie selbst oder der*die Arbeitgeber*in eine Erwerbsunfähigkeitsrente vorschlugen und beantragten. Diese Form der Berentung wird häufig erst für eine bestimmte Zeit genehmigt und muss nach Ablauf der Frist, z.B. nach einem Jahr, erneut beantragt werden.

Als die Rente von Holger Ziegler endlich durchkam, ist ihm ein Stein vom Herzen gefallen.

Ursula Bach erzählt, wie sie in Altersteilzeit ging.

Einige erzählen, wie sie um ihre Rente kämpfen mussten, nachdem sie eingesehen hatten, dass sie nicht mehr arbeiten konnten. Und manche mussten die Erfahrung machen, dass ihnen aufgrund ihres guten Allgemeinzustands die Arbeitsunfähigkeit nicht geglaubt wurde.

Simone Scheck erzählt, wie sie um die Rente kämpfen musste.

Viele Interviewpartner*innen beschreiben es als sehr schwierig, sich mit der Arbeitsunfähigkeit abzufinden. Sie erzählen, dass es nicht ihre eigene Entscheidung war, nicht mehr zu arbeiten, dass sie mit der Zeit jedoch die Notwendigkeit einsahen, die Arbeit aufzugeben. Sie schildern den Verlust des Berufes als psychisch sehr belastend und als einen tiefen Einschnitt in alle Lebensbereiche. Eine Interviewpartnerin erzählt, dass mit der Berentung für sie sowohl die finanzielle Unabhängigkeit als auch die Lebensplanung in Frage gestellt wurden.

Andrea Müller erlebte die Kündigung als einen tiefen Einschnitt.

Frank Weber erzählt, wie schwer es für ihn ist, sich mit dem Arbeitsende abzufinden.

Für Nadine Thiel war es schwer, die Position aufzugeben, die sie sich jahrelang erarbeitet hatte.

Die Aufgabe, sich mit dem Ende der Arbeitstätigkeit zu arrangieren, wird durch den Druck von außen oft noch erschwert: Kostenträger und Ärzt*innen oder auch Bekannte drängen immer wieder darauf, dass es vielleicht doch wieder mit dem Arbeiten klappen könnte. Einige Menschen empfinden einen sozialen Druck zu arbeiten, um als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu gelten. Sie sind mit Vorurteilen konfrontiert, die ihnen unterstellen, die Schmerzen seien nur ein Vorwand, weil sie nicht mehr arbeiten wollten. Auch das Gefühl, eigentlich noch zu jung für eine Berentung zu sein, macht es schwer, die Notwendigkeit zu akzeptieren. Frank Weber schildert seine Schwierigkeit, sich einerseits mit der Tatsache abzufinden, nicht mehr arbeiten zu können, und sich andererseits vor anderen rechtfertigen zu müssen.

Frank Weber berichtet von dem Dilemma, nicht mehr arbeiten zu können, aber von außen unter Druck gesetzt zu werden.

Bei einigen Interviewpartner*innen wurde die Berentung zwar abgelehnt, es wurden jedoch Einschränkungen in der Arbeitsfähigkeit anerkannt wie z.B. der Ausschluss körperlicher Belastung bei der Arbeit oder eine Arbeitszeit von maximal vier Stunden pro Tag. Einen passenden Arbeitsplatz für diese Beschränkungen zu finden, ist jedoch nicht immer einfach. Die Arbeitsunfähigkeit aufgrund der langen Erkrankung führte bei manchen zu Langzeitarbeitslosigkeit. Ein Interviewpartner schildert, dass dadurch zusätzliche Schwierigkeiten entstehen wie beispielsweise genaue Vorgaben bei der Wohnungssuche und ähnliches. Bei einigen Interviewpartner*innen, die in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten können, wurde eine Umschulung vorgeschlagen. Dies ermöglicht zeitweise oder dauerhaft eine neue Perspektive.

Das Ende der Arbeitstätigkeit ermöglicht es manchen Interviewpartner*innen, die notwendige Rücksicht auf den eigenen Körper zu nehmen, was ihnen vorher nicht gelungen war.

Holger Ziegler nahm die Rente den gesellschaftlichen Druck funktionieren zu müssen.

Durch die Berentung oder Arbeitslosigkeit hat sich in manchen Familien die Aufgabenverteilung verändert. Oft muss nun der Ehepartner oder die Ehepartnerin mehr arbeiten, um die Familie zu erhalten (siehe auch Thementexte zu „Familie und Kinder“, „Partnerschaft und Sexualität“).

Für die meisten Interviewpartner*innen, die ihren Beruf aufgeben mussten, stellte sich die Frage, wie sie ihren Alltag und ihr Leben ohne Arbeit gestalten wollen. Einige betonen, wie wichtig es sei, weiterhin tätig zu sein, sinnvolle Aufgaben zu finden und eine Tagesstruktur zu erhalten. Nach dem Ende der Arbeitstätigkeit konnten sie neue Tätigkeitsfelder für sich entdecken oder frühere Hobbies ausbauen. (siehe auch „Aktiv und mobil sein im Alltag“, „Freizeit und Interessen“)

Anna Wagner begann ein Fernstudium, um weiter aktiv zu bleiben.

Viele der Erzählenden engagieren sich ehrenamtlich. So auch Britta Kern.