Die Erfahrungen von Manuela Weber

Portrait Manuela Weber ist zum Zeitpunkt des Interviews 63 Jahre alt, frühpensioniert, hat einen erwachsenen Sohn und lebt allein. Im Jahr 2000 wurde Brustkrebs diagnostiziert und beide Brüste wurden abgenommen. 2006 entdeckten die Ärzte Metastasen, die nun seit sechs Jahren mit einer Hormontherapie behandelt werden. Manuela Weber hält sich für einen Sonderfall, da sie trotz schlechter Prognose außergewöhnlich lange überlebt habe.

Ein Knoten in ihrer Brust war der Grund für eine Mammographie und eine Biopsie, mit dem Ergebnis des beidseitigen Brustkrebses ohne Lymphbefall. Der Befund wurde als günstig bezeichnet und sie dachte, nach ihrer Brustabnahme und der Bestrahlung geheilt zu sein. Ihr Brustaufbau verlief über die Jahre mit vielen Komplikationen und war sehr schlimm für sie. Als Manuela Weber 2006 aufgrund von Übelkeit zum Arzt ging, wurde festgestellt, dass sich Metastasen im Bauchfell gebildet hatten. Seither erhält sie eine Therapie mit Aromatasehemmern. Sie berichtet, dass es ungewöhnlich sei, dass die Behandlung heute noch wirksam ist und dass sie die Prognose von ein bis zwei Jahren so lange überlebt habe.

Manuela Webers Zukunftspläne werden anders: Zum Beispiel die mögliche Anschaffung eines neuen Kühlschranks oder einen eventuellen Umzug prüfe sie dahingehend, ob es sich noch „lohne“, erzählt sie. Das Leben im Hier und Jetzt falle ihr schwer, sie beschreibt sich selbst als nachdenklichen Menschen.

Da Manuela Weber sich stärker als Andere mit der Endlichkeit ihres Lebens konfrontiert sieht, habe sie „eine andere Dimension“ erfahren. Von Freunden würde sie sich wünschen, dass sie die Schwere ihrer Situation anerkennen. Zusprüche wie „Kopf hoch, Du schaffst das schon“, lassen sie eher einsam zurück, meint sie. Aus der Befürchtung heraus, andere Menschen zu überfordern, spricht sie in ihrem Umfeld nur selten über ihre Ängste.

Die eigene Konfrontation mit Sterben und Tod ist für sie sehr wichtig, um, wie sie sagt, keine Überraschung zu erleben – schließlich sei ungewiss, wann ihre Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft seien. Sie tauscht sich deshalb in Brustkrebsforen mit anderen erkrankten Frauen aus und war nach ihrer Erstdiagnose auch in Selbsthilfegruppen. Sie schildert, dass sie nun jedoch an anderen Themen als damals interessiert sei und wünscht sich mehr Kontakt mit anderen langzeitüberlebenden Brustkrebspatientinnen, um positive Krankheitsgeschichten zu erfahren.

Das Interview wurde Ende 2012 geführt.

 

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